Wirtschaftsumfeld | Philippinen | Arbeitsmarkt, Lohn- und Lohnnebenkosten
Lohnkosten
Der Mindestlohn wurde in vielen Regionen nach jahrelanger Stagnation erhöht. Firmen versuchen, Beschäftigte mit finanziellen Anreizen und freiwilligen Zusatzleistungen zu binden.
04.10.2023
Von Alexander Hirschle | Taipei
Löhne und Gehälter
Der monatliche Durchschnittslohn erreichte 2022 bei der letzten Erhebung 18.423 Pesos (P), rund 338 US-Dollar (US$; 1 US$ = 54,48 P im Jahresdurchschnitt 2022). Die Mindestlöhne im privaten Sektor werden auf regionaler Basis festgesetzt.
2016 | 2018 | 2020 | 2022 | |
|---|---|---|---|---|
| nominal (in P) | 15.375 | 18.108 | 16.486 | 18.423 |
| nominal (in US$) | 318,6 | 341,8 | 331,2 | 338,2 |
| nominale Veränd. (in %) 2) | 8,9 | 17,8 | -9,0 | 11,7 |
| Wechselkurs (Jahresdurchschnitt, 1 US$ = ...Peso (P)) | 48,25 | 52,98 | 49,78 | 54,52 |
In der Metropolregion um Manila (National Capital Region; NCR) ist der tägliche Mindestlohn am höchsten. Für den nicht-landwirtschaftlichen Bereich wurde der Mindestlohn in der NCR zum ersten Mal seit vier Jahren angehoben und liegt seit 4. Juni 2022 bei 570 P. Im Jahresverlauf 2022 erhöhten auch alle anderen Regionen den Mindestlohn. Nach der NCR liegt im Landesranking der höchsten Mindestlöhne Calabarzon mit 470 P auf Rang zwei. Am anderen Ende der Skala findet sich die Bangsamoro Autonomous Region in Muslim Mindanao (341 P).
Traditionell haben die Philippinen unter den südostasiatischen Ländern einen vergleichsweise hohen Mindestlohn. Nach Einschätzung des Arbeitgeberverbandes Employers Confederation of the Philippines liegt der Inselstaat hinter Malaysia auf Rang zwei innerhalb der ASEAN-Staaten.
Regionen | Mindestlohn (in P) | Mindestlohn (in US$) *) |
|---|---|---|
Mimaropa Region, Bicol Region, Eastern Visayas, Zamboanga Peninsula, SOCCSKSARGEN, Caraga, BARMM | zwischen 341 und 375 | zwischen 6,3 und 6,9 |
Cordillera Administrative Region, Ilocos Region, Cagayan Valley, Northern Mindanao | zwischen 400 und 420 | zwischen 7,3 und 7,7 |
Central Luzon, Calabarzon, Western Visayas, Central Visayas, Davao Region | zwischen 435 und 470 | zwischen 8,0 und 8,6 |
National Capital Region | 570 | 10,5 |
Arbeitnehmervertreter zeigten sich positiv gestimmt angesichts der jüngsten Erhöhungen, wiesen aber dennoch auf das niedrige Niveau der Entlohnung hin. Es sei so kaum möglich, die täglichen Bedürfnisse zu stillen.
Inflation drückt auf Reallöhne
Hinzu kommt die stark gestiegene Inflation, welche die finanzielle Situation der Beschäftigten erschwert. Die offizielle Preissteigerungsrate belief sich 2022 gemäß der Zentralbank auf 5,8 Prozent und stieg im ersten Quartal 2023 sogar auf 8,3 Prozent. Für das Gesamtjahr 2023 prognostiziert der Internationale Währungsfonds eine Inflation von 6,3 Prozent.
Darüber hinaus drückt die schwache Landeswährung auf den Preis importierter Waren und beeinträchtigt vor allem die Kaufkraft der ärmeren Haushalte stark. Einer Studie der Unternehmensberatung Mercer zufolge will 2023 fast die Hälfte der philippinischen Arbeitgeber über die Zahlung von Boni diese Negativeffekte auffangen. Nur 17 Prozent wollen Zuschüsse zu den Lebenshaltungskosten oder andere Lohnerhöhungen gewähren.
2022 (in P) 1) | Veränderung 2022/2020 (in %) 2) | 2022 (in US$) 1) | |
|---|---|---|---|
| Insgesamt | 14.588 | 6,9 | 267,8 |
| Telekommunikation | 25.988 | 6,2 | 477,0 |
| Immobilienbranche | 19.173 | 18,1 | 351,9 |
| Finanzwesen, Banken, Versicherungen | 17.155 | 7,3 | 314,9 |
| Bergbau | 16.132 | 21,5 | 296,1 |
| Transport 3) | 15.134 | 6,2 | 277,8 |
| Bauwirtschaft | 14.359 | 4,1 | 263,6 |
| Handel, Reparaturen | 13.198 | 4,8 | 242,3 |
| Hotel und Gastronomie | 12.921 | 9,4 | 237,2 |
| Verarbeitendes Gewerbe | 12.301 | 5,6 | 225,8 |
Die Personalberatung Robert Walters geht in ihrem Global Salary Survey 2023 davon aus, dass die Gehälter in den Philippinen im laufenden Jahr um 4 Prozent anziehen werden. Beschäftigte mit spezialisierten Nischenkenntnissen könnten bei einem Jobwechsel Gehaltssprünge von rund 50 Prozent verlangen. Um Beschäftigte zu binden, bieten Firmen verstärkt hybride Arbeitszeitmodelle und "Wellbeing Initiatives" an.
Zur Festsetzung von Entlohnung und Arbeitsbedingungen finden kollektive Verhandlungen in der Regel nur in größeren Firmen statt. Gestreikt wird in den Philippinen nur selten. Außerdem sind nur wenige Arbeitnehmer gewerkschaftlich organisiert.
Für Arbeitgeber sind die Philippine Chamber of Commerce and Industry, die Employers Confederation of the Philippines und der Makati Business Club die wichtigsten Anlaufstellen. Auf deutscher beziehungsweise europäischer Seite zählen die Auslandshandelskammer Philippinen sowie die European Chamber of Commerce of the Philippines zu den wichtigsten Organisationen.
Weitere Lohnbestandteile
Welche entgeltlichen Vorteile den Arbeitnehmern zustehen, steht im Handbook on Workers' Statutory Monetary Benefits. Abgesehen von gesetzlich vorgeschriebenen Zusatzleistungen wie dem 13. Monatsgehalt, gewähren Unternehmen diverse Boni und Zuschüsse, etwa ein leistungsabhängiges 14. Monatsgehalt. Viele ausländische Firmen bieten ihren Beschäftigten eine betriebliche Altersversorgung und die (teilweise) Zahlung der Krankenversicherung an.
Von der mittleren Managementebene aufwärts sind weitere Zusatzleistungen üblich. Die Pakete fallen für Expatriates größer aus als für hoch qualifizierte philippinische Angestellte, sind aber im Prinzip ähnlich. Sie umfassen unter anderem Unterkunft, Auto, Ausbildungszuschuss für Kinder sowie Klub-Mitgliedschaften. Darüber hinaus ermöglichen viele Unternehmen ihrem Personal Fortbildungen.
Sozialversicherungsbeiträge
Kernstück der sozialen Sicherung ist das Social Security System (SSS). Diese Pflichtversicherung leistet Zahlungen im Falle von Krankheit, Mutterschaft, vorübergehender oder dauerhafter Berufsunfähigkeit, Verrentung sowie Tod. Eine Arbeitslosenversicherung besteht nicht.
Der monatliche Beitrag zum SSS beträgt derzeit 14 Prozent des Monthly Salary Credit. Auf die Arbeitgebenden entfallen dabei 9,5 Prozent, auf die Arbeitnehmer 4,5 Prozent. Der Monthly Salary Credit ist gestaffelt und hängt vom Lohn der versicherten Person ab. Alle im SSS registrierten Arbeitnehmenden und -gebenden sind automatisch auch im Employees' Compensation Program versichert. Dieser leistet zusätzliche Zahlungen bei arbeitsbedingten Ausfällen.
Für alle Personen im SSS sind ferner Beiträge zum Home Development Mutual Fund, eine Art nationales Bausparprogramm, verpflichtend. Der Arbeitgeberanteil beträgt 2 Prozent. Auf Seite der Arbeitnehmer werden bei monatlichen Löhnen von mehr als 1.500 P direkt 2 Prozent abgezogen. Unter 1.500 P sinkt der Arbeitnehmeranteil auf 1 Prozent. Die Beitragsbemessungsgrenze liegt derzeit bei 5.000 P.
Ein weiteres Element ist das Philippine Health Insurance Program. Diese staatliche Krankenversicherung ist für nicht selbstständige Arbeitnehmende vorgeschrieben.
Der Krankenversicherungsbeitrag wird von Arbeitnehmern und Arbeitgebern jeweils zur Hälfte gezahlt. Er beläuft sich ab Mitte beziehungsweise Ende 2022 auf 4 Prozent des monatlichen Grundgehalts. Bis zu einer Lohnhöhe von 10.000 P beträgt der monatliche Beitrag pauschal 400 P. Liegt der Lohn über 80.000 P pro Monat, gilt ein ebenfalls pauschaler Gesamtbeitrag von 3.200 P.
Weibliche Angestellte erhalten 105 Tage Mutterschaftsurlaub bei voller Lohnzahlung. Es besteht eine Verlängerungsoption um 30 unbezahlte Tage.
Im SSS ist der Renteneintritt ab mindestens 60 Jahren möglich. Im Alter von 65 Jahren ist dieser dann obligatorisch.
